Qualzucht - einfach nur menschengemacht und gewollt

Für Außenstehende ist es ganz einfach: Qualzucht, das geht GAR NICHT!

Und ein Kopf schütteln, wie es zu so etwas wie Qualzucht überhaupt kommen kann: man selbst sieht sich nämlich diesem Phänomen vollkommen unbeeinflussbar gegenüber!

Und für viele Menschen ist die Lösung eine ganz Einfache: einfach alle Rassen mit Qualzuchtmerkmalen verbieten und den Züchtern der betroffenen Rassen das Züchten:

Problem gelöst!!!!

Für die selbsternannten Tierschützer geht es noch einen Schritt weiter, denn sie postulieren mit Überzeugung: nur wer einen Tierschutzhund bei sich aufnimmt, tut etwas Gutes!

(Ihr Umkehrschluss: Züchter sind Tierquäler und quasi „Abschaum“)

Wer sich mit der Problematik der Qualzucht bereits auseinandergesetzt hat weiß, ich spreche hier von „Schwarz-Weiß-Malerei“, denn wie so Vieles im Leben:

ganz so einfach ist es leider nicht, auch wenn einfache Erklärungen so schön angenehm wären und simple Lösungen so vielversprechend klingen!

Drei Möpse um 1810 - so haben sie einmal ausgesehen, Loriot´s vielfach beschworene vierbeinige Gefährten. Ein kompaktes Gebäude mit straffer Haut, ein gerader und genügend langer Fang, um das Leben geniessen zu können, offene Nasenlöcher und keinerlei übertriebenen Merkmale: einfach ein feiner, intelligenter und kleiner Hund!

Der Grund, warum es dem Mops nie schwer fiel, sich bei seinen Besitzern beliebt zu machen und je nach der jeweiligen vorherrschenden Modeströmung sich mal mehr oder weniger großer Nachfrage zu erfreuen. 

Wie konnte der Mops zu so einer Karikatur seiner selbst werden?

Voller Falten von oben bis unten, mit einer dicken Wulst über dem nicht vorhandenen Fang, mit hervortretenden Glubschaugen und unelegantem Gangwerk, gefangen in einem kaum funktionalen Körper….

Wie konnte DAS passieren?!?!?!?!?!?!

Thedor Fontane (1819-1898) hat dazu bereits zu seiner Zeit eine sehr klare Erkenntnis postuliert: „Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.“

Damit ist allerdings immer noch nicht geklärt, wie es zu so einer offensichtlichen Tierquälerei, wie sie bei den modernen und entarteten Möpsen nachweislich auftritt, kommen konnte.

Vielleicht ist alles viel einfacher zu erklären, wenn wir ein Beispiel heranziehen, welches überhaupt nichts mit unseren Möpsen zu tun hat, aber den Weg zu „offensichtlicher Tierquälerei“ genauso gut nachzeichnen kann!

Ich lade Sie jetzt einfach einmal dazu ein, diesen Weg mit mir zu gehen:

Auf dem Bild Bundessiegerin „Aunauka von der Napoleonsnase“ und die Internationale Schönheitssiegerin „Jazzmo Acapell“, ein Finnlandimport mit unseren beiden Söhnen Konstantin und Torsten
Auf dem Bild Bundessiegerin „Aunauka von der Napoleonsnase“ und die Internationale Schönheitssiegerin „Jazzmo Acapell“, ein Finnlandimport mit unseren beiden Söhnen Konstantin und Torsten

Er führt uns zurück in unsere Vergangenheit: als wir noch reinrassige, rauhaarige Kromfohrländer gezüchtet hatten und die Mopswelt für uns ein fernes Universum war;-)

Kromfohrländer werden in zwei Varietäten gezüchtet: bärtig und bartlos, wobei wir uns in unserer Zucht für die rauhaarige Variante entschieden hatten.

Beide Spielarten bedürfen der Fellpflege: beim langhaarigen (bartlosen) Kromfohrländer, welcher die natürliche Fellart mit Unterwolle und Deckhaar besitzt, wie wir es von den Vorfahren des Hundes, den Wölfen kennen, wird im Fellwechsel das Unterhaar, welches abgestoßen wird, durch Auskämmen entfernt. In der freien Natur erledigen dies Wölfe, indem sie durch dorniges Gebüsch streifen, die lose Unterwolle in den Dornen hängenbleibt und herausgezogen wird: die Natur hat, wie immer, das Fellwechselproblem perfekt gelöst!

Ein langhaariger Kromfohrländer
Ein langhaariger Kromfohrländer

Rassehunde entstehen in aller Regel entweder durch Mutationen oder durch „menschlichen Willen“ - und so sind auch rauhaarige Hunde kein „Naturprodukt“, sondern eigentlich das Ergebnis dessen davon, was passiert, wenn Menschen in die Natur „pfuschen“: herausgekommen ist dabei nämlich ein Hund, welcher sich beim Fellwechsel NICHT mehr selbst helfen kann! Beim rauhaarigen Hund sind die Fellschichten quasi „gedreht“, heisst, die Unterwolle ist hier das bleibende Haar und das Deckhaar wechselt.

Mit dem Ergebnis, daß sich dieser Hundetyp in der Natur NICHT helfen kann und könnte: das Deckhaar wechselt zwar und wird lose, sitzt jedoch wiederum so stark fest, daß es den Hund juckt (und er sich verzweifelt auf einem Ball auf dem Teppich wälzt, um das tote Haar loszuwerden), aber was auch immer der Hund tut - er bekommt es von alleine nicht los!

Das Zauberwort hier heisst „trimmen“. Darunter versteht man das manuelle Entfernen der toten Deckhaarschicht entweder mittels „handstripping“ - dabei wird mit den Fingern das ganze lose Haar am Körper entfernt, dem Trimmen mittels Trimm-Messer oder einer Mischung daraus. Das Equipment dazu ist vielfältig und es bedarf durchaus der Übung, um den Hund von seiner „toten Haarlast“ zu befreien, weshalb es darauf spezialisierte Hundesalons gibt, welche diesen Job fallweise übernehmen.

Nun verändert Trimmen das Aussehen des Hundes, was aufgrund des Fellwachstums ein vollkommen natürlicher Prozess wäre. Wenn….. Ja, wenn!

Wenn da nicht die Besitzer wären!

Denn nach dem Trimmen sieht ein Hund erst einmal „nackt“ aus - damit meine ich natürlich nicht haarlos „nackt“, sondern der Hund ist salopp gesagt auf einmal „kurzhaarig“.

Und genau DIES gefällt vielen Besitzern überhaupt nicht, finden sie ihren „Wuschel“ doch um so viel süßer! 

Und weil er wuschelig um so vieles goldiger ausschaut, wird WAS gemacht?????

Genau! Der Hund wird erst gar nicht getrimmt, denn dann schaut er ja IMMER so schnuckelig aus!!!! Und was ist das Wichtigste? 

Jawoll, 100 Punkte - der eigene Egoismus!

Weil MIR als Besitzer die wuschelige Variante besser gefällt, wird der Hund einfach nicht getrimmt - ganz EGAL, wie der Hund sich dabei fühlt! Er mag sich auf dem Boden vor den Augen der Besitzer wälzen so oft er auch möchte: sein Hilferuf nach Entfernen des toten Deckhaares wird geflissentlich ignoriert!

„Aber er sieht wuschelig soooooooo viel netter aus“ reicht, um den Hund ein Leben lang unter totem Haar leiden zu lassen - ein „Luxusleiden“, wohl wahr, aber darum geht es hier ja auch nicht: um die Bewertung, was und wieviel Leid Leiden ist.

Es geht darum aufzuzeigen, wie Qualzucht entsteht und über diesen Umweg lässt sich nach meinem Empfinden hervorragend ableiten, wie es zu Qualzucht kommen kann:

Indem man die Bedürfnisse der Hunde einem egoistischen Wunsch ganz einfach unterordnet: entweder willentlich - oder unwillentlich.

Willentlich, wenn man als Besitzer WEIß, daß der rauhaarige Hund getrimmt gehört, das aber zugunsten des wuscheligeren Aussehens ignoriert, oder, weil man den Hund kauft und sich über die Fellpflege erst gar nicht informiert…

Und wenn das so prima bei den rauhaarigen Hunden funktioniert - warum sollt dies nicht auch bei den Möpsen funktionieren?

Das bekannte „Kindchenschema“ war hier der Motor zur Entwicklung vom sportlichen und intelligenten Familienhund zur Karikatur des einstigen gesunden Mopses und paradoxerweise wird den Retromopszüchtern genau dies bei ihrer Zucht vorgeworfen: Unsere Hunde sehen ja gar nicht mehr aus wie ein (Qualzucht-) Mops!

Und ja! Gott sei Dank sehen sie nicht mehr wie eine Karikatur aus - denn genau DAS wollen Retromopszüchter ja NICHT: einen Qualzuchtmops!

Wir wollen gesunde, kompakte und intelligente Familienhunde wie jene Möpse um 1800 herum: Hunde mit deutlich erkennbarem Fang, offenen Nasenlöchern, möglichst straffer und anliegender Haut mit wenig oder keinen Falten. Hunde mit voller Lebensfreude, die überall am normalen Familienleben teilnehmen können und KEINE Dauergäste beim Tierarzt sind!

Nichtsdestoweniger wird es IMMER Menschen geben, welchen ein Qualzuchtmops gefällt und der alles dafür tun wird, um genau so ein Exemplar zu erwerben, ganz im Sinne unseres oben aufgeführten Beispiels, „weil er MIR so gefällt!“

Es sind weder die Züchter noch die Vermehrer, welche für das Leid der Qualzuchtrassen verantwortlich gemacht werden sollten: es sind die Käufer, welche diesen Markt am Leben erhalten und so lange es Käufer von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen geben wird, solange wird es auch Qualzucht geben - und das wird sich durch kein Verbot ändern, denn was hat uns die Geschichte gelehrt: auch ein Alkoholverbot hat nichts am Konsum geändert. Dies nur als kleines Beispiel, was für eine Wirkung Verbote haben.

Der gangbare Weg in die Retromopszucht ist die einzige, sinnvolle Alternative, will man der Rasse „Mops“ etwas Gutes tun und auch dies gelingt nur mit entsprechendem Wissen, einer guten Portion Erfahrung und einer soliden Vereinsarbeit.