Eigentlich stammt die Chefin der Holderheide aus einem Spitzhaushalt. Aber das ist so eine Sache mit diesen vierbeinigen Alarmanlagen - sie sind eigentlich keine Kinderhunde und so beschränkte sich nach der sehnlich herbeigewünschten Erfüllung des Hundewunsches das Tun meiner Schwester und mir darin, "Cora" in unser Zimmer zu locken und mit Gummibärchen bei der Stange zu halten. Sobald Cora jedoch merkte, dass mit keiner Leckerei mehr zu rechnen war, befand sie sich flugs wieder an der Seite der Mama, denn ihr galt ihre ausschließliche Liebe. Also eine für uns als Kinder wenig erfüllende Konstellation, denn was hat man von einem Hund, der ausschließlich die Mutter vergöttert? (Heute sind Gummibärchen längst tabu, versteht sich von selbst - aber was tut man nicht als Kind, um den Hund zu locken....)
Es folgte eine traurige Tierheimerfahrung mit Colliemischling "Tommy" und endlich erfüllte sich mit 16 Jahren mein Traum von einem eigenen Hund. Kromfohrländerhündin "Ruma vom Weddern" zog in den Familienhaushalt ein, von mir heißgeliebt, meine Mutter hingegen fand sie ziemlich hässlich ;-) Familie heißt eben NICHT, dass man den gleichen Geschmack teilen muss...Wie uns unser Sohn Torsten (zu unserem Glück!) dann ja bewiesen hat :-)
Der innigste Wunsch von Torsten war eben KEIN haariger „Kromfohrländer, sondern genau das Gegenteil: „sein“ Hund sollte brachycephal und kurzhaarig sein! 😉.
Er hatte sich auf einen vollkommen anderen Hundetyp fokussiert und liess sich in seinem Wunsch auch nicht beirren!
Und so machten wir uns auf die Suche nach einem freiatmenden und langbeinigen Mops, welcher es mit unserer rauhaarigen und energiegeladenen vierbeinigen Bande aufnehmen konnte. Bei Nina Riemann von den Odenwaldmöpsen wurden wir erfolgreich fündig.
Nach einer endlos dauernden Wartezeit durften wir „Louise vom Odenwald“ zu uns holen und. „Rippchen“ läutete damit unsere „Mops-Ära“ ein.
Sie war und ist der ideale Kinderhund, aber genauso schnell gewann sie die Herzen der erwachsenen Zweibeiner!
Und da Rippe sich als eine für uns aussergewöhnliche Hündin entpuppte: agil, vor Lebensfreude strotzend, unglaublich intelligent, extrem anhänglich, verträglich in jede erdenkliche Richtung und nach allen Untersuchungen frei von erblichen Erkrankungen, konnte es nicht ausbleiben, daß wir mit ihr den Sprung ins (Zucht-)Wasser wagen würden!
Möpse gibt es wie Sand am Meer - dachten wir! Aber wo nur liess sich der freiatmende, hochbeinige, zu Rippe passende Rüde wirklich finden? Mit den Kromis waren wir in der vereinsfreien Zucht erfahren, und mit unseren gemachten Erfahrungen wollten wir auch bei den Möpsen erst einmal vereinsfrei züchten. Jedoch hatten wir dadurch nur auf eine sehr beschränkte Auswahl von Deckrüden Zugriff. Wir wurden im hohen Norden bei „Toni vom Ostseestrand“ fündig und so machten wir uns frohgemut auf die lange Reise Richtung Flensburg.
Zwei Würfe hat uns Rippe geschenkt und sie hat viele Familien mit ihren Welpen glücklich gemacht! Danach hatte sie leider einen schweren Unfall, was eine Weiterzucht mit ihr ausschließ - und uns sehr traurig stimmte, denn unser Traum, eine Tochter von Rippe zu behalten, war damit geplatzt…..
Parallel zu diesem Unfall erkrankte aus unserer Kromfohrländer-Nachzucht eine Hündin an einer uns wohlbekannten Autoimmunerkrankung. Unser gesetztes Ziel in der Kromfohrländerzucht mit zehnjähriger Einkreuzerfahrung (aufgrund der vorhandenen gesundheitlichen, aber auch Wesensprobleme), war es stets, für unsere Zucht Autoimmunerkrankungen zu verhindern.
Unsere eigenen Hündinnen wurden für uns durch diese Erkrankung zu „Risiko-Zuchthündinnen“ und es war für uns frustrierend, nach allen unseren Bemühungen so ein Ergebnis zu erhalten. Die Entscheidung war hart, aber für uns die einzige Richtige: wir haben uns von der Zucht der Kromfohrländer endgültig verabschiedet, nachdem wir nach über 40 Jahren Haltung und Zucht alle züchterischen Mittel ausgeschöpft hatten.
Kurze Zeit darauf wurde unser Abessinier-Mischlingskatze „Kiss“ schwer von einem Auto angefahren und zu unserem „Sorgenkind“ Rippchen“, gesellte sich nun eine Katze, welche selbst weder Stuhl noch Blase selbstständig entleeren konnte und deren Hinterteil durch den Unfall insgesamt schwerst in Mitleidenschaft gezogen worden war - ihr Schwanz schleifte nur noch auf dem Boden, ohne Muskulatur und komplett „fleischlos“. Jedes einzelne Knöchelchen stach heraus.
Sorgen über Sorgen - da war kein Fenster als nur dieses, unsere Tiere bestens zu versorgen, denn unsere Kromfohrländerin (F2) Itzybitzy hatte auch genau in diesem Zeitfenster unseren L2-Wurf von der Holderheide liegen.
Noch mehr Sorgen? Durchaus, denn obwohl schon jahrzehntelange Zuchterfahrung, erlebt man immer wieder Dinge, von welchen man vorher noch nie gehört hatte! Die Welpen haben Itzybitzy im Alter von zwei Wochen eine Zitze komplett kaputtgesaugt! Sie musste beim Tierarzt eine Stunde lang ohne Narkose behandelt werden (Die TÄ war absolut beeindruckt, wie unglaublich geduldig sich Itzybitzy diese schmerzhafte Behandlung gefallen liess - für uns das Ergebnis einer erfolgreichen Zucht auf freundliches Wesen)
und die gegenüberliegende, nicht so stark betroffene Zitze musste ebenfalls behandelt werden. Wohlgemerkt, Itzybitzy liess ihre Welpen auch an den Resten der behandelten Zitzen weiter saugen, was eine Mastitis erfolgreich verhinderte. Wie sie diese Schmerzen ausgehalten hat, kann eine stillende Mama mit Brustentzündung bestens nachfühlen! Keinen einzigen Moment hat sie versucht, die Welpen durch knurren oder wegbeissen von den Zitzen fernzuhalten… Wir versprachen Itzybitzy, daß sie nie mehr einen Wurf aufziehen muss!!!!
Ein Jahr hat es gedauert, bis wir unsere vierbeinigen Familienmitglieder in dem lebenswerten Zustand hatten, den wir uns für sie gewünscht haben.
Heute ist Rippe eine komplett blinde, aber zu 100% am Leben teilnehmende Hündin, die unglaubliche Dinge wie zum Beispiel am Rad (an der Schleppleine) frei laufend mich zu begleiten, leistet und für jeden Außenstehenden wie ein sehender Hund erscheint.
Kiss bleibt inkontinent, aber entgegen aller tierärztlichen Prognosen ist ihr Schwanz wieder bemuskelt, er ist „voll“ und sie kann ihn über die Waagrechte tragen. Was bedeutet, daß er auch als „Ruder“ wieder im Einsatz ist und sie draussen keine Einschränkung mehr hat.
Für uns eine Erfahrung mehr, sich auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen und auch einmal entgegen ärztlichen Rat zu handeln - denn dann hätte sie heute kein „Ruder“ mehr…
Wie es mit unserer Zucht und unseren Hunden weitergehen sollte, Weiterzucht bei den Möpsen oder nur noch Haltung von reinen Familienhunden, das wollte ich erst nach einem „großen Test“ mit Rippe entscheiden, um zu sehen, ob man ihr einen quirligen Welpen mit ihrer Blindheit überhaupt zumuten kann.
Dazu buchte ich im Herbst 2021 einen einwöchigen Urlaub in einem bayerischen Hundehotel, zwei Stunden von uns entfernt.
Karamba begleitete mich außerdem, denn auch sie wollte ich unter viele fremde Hunde bringen, nachdem sie als „Corona-Kind“ wenig Hundekontakte hatte und ängstlich gegenüber fremden Hunden war.
Der Urlaub beinhaltete einen täglichen Hundekurs und hatte dadurch einen Zimmerwechsel zur Folge, da wir sonst hätten nicht teilnehmen können. Für Rippe also eine besondere Herausforderung!
Und was soll ich schreiben? Das einzige Problem hat Rippe in der ersten Nacht mit dem Matratzenüberzug, der aus „hundetechnischen“ Gründen (im Hotel wissen sie, daß so einige Hunde im Bett schlafen - wie meine auch😉) sich „komisch“ anfühlte und „laut“ war.
Nicht einmal der Umzug nach zwei Tagen in ein anderes Zimmer bereitete ihr irgendwelche Probleme - sie lief zu ihrer Orientierung einfach das Zimmer komplett ab und dann kannte sie es!
Selbstverständlich hatte ich sie auf den Urlaub im Vorfeld bestens vorbereitet, indem ich mit ihr das Orientieren an der von mir getragenen Glocke gewöhnte und auch das Fahren im Fahrradkorb hatten wir vorher ausprobiert. Im Urlaub funktionierte dies perfekt und im Hundehotel wussten die Gäste nur aufgrund ihres Blindenhalstuches und meiner Glocke, daß es sich bei Rippe um eine „behinderte“ Hündin handelte - keiner wollte glauben, daß sie nicht einmal eine Restsehfähigkeit hatte, so frei bewegte sie sich.
Ca. dreißig Hunde machten mit ihren Besitzern zu dieser Zeit Urlaub - es gab keinerlei Konfrontationen, Gebell, Kontaktprobleme oder sonstige Schwierigkeiten - nur einen tollen Kurs mit einer tollen Hundetrainerin, tägliche Radfahrten, nette Gesellschaft und leckeres Essen😀. Perfekter Hundeurlaub!
Danach entschieden wir uns, mein Mann und ich, uns doch noch einmal in das Abenteuer Zucht zu wagen, allerdings nach den vorher gemachten Zuchterfahrungen mit Rippe in einem Verein, in welchem wir uns wohlfühlen konnten und dessen Ziele wir mit bestem Gewissen vertreten können.
Die Zuchtgemeinsachaft der Retromöpse mit ihrer sehr sympathischen und hilfsbereiten Zuchtleitung machte uns die Entscheidung leicht und dank ihrer Intervention durfte vor Kurzem „Cara von alten Backofen“ bei uns einziehen, wofür wir ihr und deren Züchtern extrem dankbar sind!
So können die von uns gemachten, über zehnjährigen Einkreuzerfahrungen noch einmal sinnvoll genutzt werden und unser Wissen und unsere Erfahrung geben wir auch hier gerne weiter. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit und sind glücklich, einen so tollen Verein mit kompetenten Züchtern gefunden zu haben…
Mit „Toffee“ besitzen wir eine sogenannte F2-Hündin, in ihrem Fall ist der Großvater ein Shiba Inu. Das Ziel der Zucht in der Zuchtgemeinschaft der Retromöpse ist es, Möpse zu züchten, welche fern der leider allzubekannten gesundheitlichen Probleme der „Standardmöpse“ sind.
Es ist das erklärte Ziel der Zuchtgemeinschaft der Retromöpse, hochbeinige, freiatmende, in allen Bereichen gesundheitliche gesunde Hunde zu züchten, was genau unseren Vorstellungen von Zucht entspricht!
Mit „Lakritze“, Bruna vom Gut Waldhof, ist ein zweites Retromops-Mädchen bei uns eingezogen und so hat Toffee nun eine tolle Spielgefährtin. Auch Lakritze ist eine sogenannte F2-Hündin, sie hat einen Patterdale-Terrier-Großvater und bereichert so ebenfalls die Mopsgenetik auf positive Weise. Wie freuen uns riesig, zwei so tolle Welpen bekommen zu haben und freuen uns, die Retromöpse nun aktiv unterstützen zu können😊.